Stimmen zu Alex Deutsch
Wie es mit der Öffentlichkeitsarbeit von Alex Deutsch anfing...
Pfarrer (i.R.) Klaus Heintz berichtet von seinen ersten Begegnungen mit Alex Deutsch, den er Anfang bis Mitte der 1980er Jahre als Pfarrer der Paulus Kirchengemeinde Neunkirchen kennenlernte:
Spontan fragte ich ihn, ob er bereit sei, in meiner Gemeinde über seine Erlebnisse zu berichten. Er stimmte zu, und nun begann ich mit Männern, Frauen und Jugendlichen zu erfahren, was Alex erlebt und erlitten hatte.
Wie alle die Vielen danach waren wir beeindruckt davon, wie er von dem Schrecklichen, was ihm im Namen des deutschen, seines eigenen Volkes angetan worden war, zu uns reden konnte. Er überwand die Befangenheit, die wir als Angehörige des "Tätervolks" bis dahin Juden gegenüber gespürt hatten.
(...) Die Schüler liebten ihn - und als er nach zwei Unterrichtsstunden aus Stress wegen eines Ausfalls seines Gehörs auf dem Schulhof zusammenbrach, bestürmten sie mich in den nächsten Tagen immer wieder: "Herr Heintz, wie geht's dem Herrn Deutsch?!" Besorgt fragte ich seine Frau, ob das alles ihren Mann nicht zu viel mitnähme. Sie aber versicherte mir, dass es ihm -im Gegenteil- helfe, seine schrecklichen Erinnerungen zu bewältigen, indem er darüber spreche.
Ein SR-Filmjournalist bat mich um ein Empfehlungsschreiben wegen des Bundesverdienstkreuzes, und so begann nach der Verleihung der Schlomo-Rülf-Medaille eine Reihe öffentlicher Ehrungen, die sicher gipfelte in der Namensgebung der Alex-Deutsch-Schule.
(...) er erstaunte uns immer wieder mit seinem Leistungsvermögen. Auf meine besorgte Bitte, er möge seiner Gesundheit zuliebe doch auch mal kürzer treten, antwortetet er: "Ich bin es meinen Leidensgefährten, die nicht überlebt haben, schuldig, bis zum letzten Atemzug für sie Zeugnis abzulegen."
"Wir wollten uns noch einmal bei Ihnen bedanken! Seit ihrem Zeitzeugenvortrag haben wir gelernt, anders mit uns und anderen Menschen umzugehen. Sie haben uns gezeigt, dass all das, was wir uns zusammen in all den letzten Jahren aufgebaut haben, viel zu schnell enden kann. Wir haben vollsten Respekt vor Ihnen und bewundern Sie, dass Sie diese schlimmen Ereignisse durchgestanden haben.
Wir fanden es sehr interessant etwas darüber erzählt zu bekommen, von jemandem der den Nationalsozialismus selbst erleben musste.
Für uns sind die schlimmen Ereignisse kaum vorstellbar, doch durch Sie hat die Geschichte ein Gesicht erhalten.
Vielen Dank, dass Sie so vielen Menschen ermöglichen einen Einblick in ihr Leben zu bekommen!
Hochachtungsvoll
Die Klassen 10 des Von der Leyen-Gymnasiums"
zum Besuch von Alex Deutsch am 12. März 2009:
Nathalie (14): "Ich war emotional sehr berührt, als Herr Deutsch seine Lebensgeschichte erzählt hat."
Selina (14): "Seine Lebensgeschichte war sehr beeindruckend."
Maslom (17): "Ich fand es gut, dass er uns selber erzählt hat, was er erlebt hat, weil nicht jeder, der so etwas erlebt hat, darüber redet."
Arton (16): "Ich fand den Besuch von Alex Deutsch sehr interessant. Ich bewundere die Stärke und den Mut, den er hat, um seine Geschichte immer wieder zu erzählen."
Marcus (16): "Ich bin froh, dass er seine schlimmen Erlebnisse überlebt hat und den Menschen davon erzählt."
Berivan und Figen (15 und 16): "Ich finde es grausam zu hören, was dieser Mann alles durchmachen musste und erlebt hat. Dennoch finde ich es wichtig daran erinnert zu werden, damit es nicht in Vergessenheit gerät."
Tommy (15): "Die Geschichte, die er erzählt hat ist etwas ganz anderes als die Sachen, die man im Fernseher darüber gesehen hat. Sonst kennt man, das, was er erlebt hat nur aus Berichten und beim Zeitzeugengespräch konnte man jemanden sehen und zuhören, der all die Sachen erlebt hat. Er hat sehr viel durchgemacht und ich bewundere seinen Lebensmut und seine Stärke."
Daniel (14): "Es war sehr interessant."
Dali (16): "Unglaublich, dass er all die Qualen überlebt hat und immer noch lachen kann."
Seli: "Es war sehr interessant, weil er alles erzählen konnte, was er erlebt hat, obwohl es schon so lange her ist."
Nadja: "Es war traurig, aber auch aufregend, spannend was er bzw. wie er seine Erlebnisse erzählt hat."
Vanessa (14): "Es war sehr außergewöhnlich und spannend."
Erik: "Seine Art und Weise, wie er seine Lebensgeschichte erzählt hat, fand ich faszinierend."
Thomas und Robin (14 und 15): "Wir sind froh und dankbar dafür, dass Alex Deutsch die NS-Zeit überlebt hat."
Nadina (14): "Hey, ich bin Nadina und ich fand den Besuch von Alex Deutsch sehr beeindruckend. Seine Geschichte hat mich sehr berührt. Was er erlebt hat ist schrecklich und grausam, dennoch hat er seinen Lebensmut und sein Lachen nicht verloren."
Melanie (16): "Seine Geschichte war grausam und schlimm. Ich bewundere diesen Mann v.a. für seine Stärke, die er hat. Ich finde gut, dass er bereit ist anderen Menschen von seinem Schicksal zu erzählen."
Daniel: "Der Besuch von Alex Deutsch hat mir sehr gut gefallen."
Christian (16): "Er hat sehr viel erlebt."
Mustafa (16): "Ich fand den Besuch von Alex Deutsch sehr beeindruckend."
Jasmin G. (14): "Ich konnte mir das eigentlich nicht vorstellen, was Herr Deutsch erlebt hatte, aber wie er es dann erzählt hat, habe ich erst eine Vorstellung von dem bekommen, was es zur Zeit des Nationalsozialismus bedeutete ein Jude zu sein. Die Ereignisse dieser Zeit und auch das, was Herr Deutsch durchgemacht hat finde ich sehr traurig und schlimm."
Nico (16): "Das Gespräch hat mir gut gefallen. Ich bewundere Alex Deutsch mit seinen 95 Jahren, dass er über seine schlimmen Erlebnisse erzählen kann und sich an alles erinnert."
Sebastian (15): "Ich fand das Gespräch interessant. Es ist ergreifend, jemanden zu sehen und reden zu hören, der so etwas erlebt hat und seine schmerzhaften Erinnerungen immer und immer wieder erzählt und das auch noch in so einem hohen Alter."
Kevin (15): "Ich fand die Erzählung von Alex Deutsch sehr spannend, weil ich es bewundernswert finde, dass er das noch genauso erzählen kann, wie er es erlebt hat."
ALEX DEUTSCH
A: Angst, allein, Auschwitz
L: Leben, Leid, lustlos
E: einsam, ewige Schmerzen, Einsamkeit
X: Xylophon, x-mal geschlagen
D: Durcheinander, Denkmal, Deutsch, Demut
E: ehrlich, Elektrozaun, Element, entschlossen zu leben
U: unsicher, Urin, unmenschlich, Unterdrückung
T: Tod, Trauer, tapfer, Träume, Tote
S: St. Louis, Sehnsucht, Suppe, selbstbewusst
C: Christ, Charakter, Chance
H: Hilfe, Hunger, Hoffnung, Hund
Schüler (13) aus Heusweiler: „Ich denke sein Lebenslauf war von Anfang an sehr schwer. Es gab in seinem Leben viele Hürden und Hindernisse, denen er sich stellen musste. Er hatte von Anfang an keine Rechte, wurde zur Bäckerlehre gezwungen und als er ein Kind bekam, bekam er kein Essen oder Kleider; sie mussten ihr Kind selber durchbringen. Er wurde gezwungen den mit seinen eigenen Händen errichteten Laden zu verlassen, die Hälfte seiner Familie wurde aus seinem Leben gerissen. Heute ist es wichtig die Geschichte zu hören und zu bearbeiten damit wir wissen, dass der Krieg nur Elend bringt.“
Schüler (14) aus Riegelsberg meint die Geschichte von Alex Deutsch sollte man nicht vergessen, damit alle Menschen erfahren wie man früher in der Zeit von Adolf Hitler behandelt wurde, wenn man ein Jude war und wie furchtbar diese Zeit gewesen ist.
Schülerin (13) aus Köllerbach will die Geschichte nicht vergessen, damit die Menschheit erfährt, dass man in der Zeit von Adolf Hitler Angst haben musste nicht den ganzen Tag überleben zu können und wie schwer das Überleben war.
Schüler (13) aus Holz meint, dass man Alex Deutsch nie vergessen wird.
Schülerin (13) aus Köllerbach meint, dass man sich nicht in Hass hineintreiben lassen sollte, sondern miteinander leben soll.
2 Schülerinnen (13) aus Köllerbach denken über Alex Deutsch, dass er sehr viel gelitten hat und dass er viel Mut zum Überleben hatte. Das finden sie richtig gut. Er hat seine Rechte verloren, aber er wollte überleben. Das finden sie richtig tapfer.
2 Schülerinnen (13) aus Eiweiler und Heusweiler denken über Alex Deutsch, dass es ihm sehr wehgetan hat, dass er seine Familie verloren hat und dass er immer alleine war.
Schüler (14) aus Walpershofen denkt über Alex Deutschs Lebensgeschichte, dass er ein trauriger Mann war, weil er in Gefangenschaft war. Er wurde dann wieder glücklich mit seiner Familie und arbeitet heute gegen Rassismus.
Wortbeitrag von Pfarrer Klaus Heintz ...
bei einer Gedenkfeier in Erinnerung an den 98. Geburtstag von Alex Deutsch am 10 August 2011 im Raum der Begegnung
In diesen Tagen ist ein Buch erschienen, in welchem die dankbare Würdigung von Lehrern und Schülern für Alex Deutsch eingebunden ist in eine Fülle von Darstellungen und Gedanken zum Thema Migration. Eberhard Jung und seine Arbeitsgemeinschaft Geschichte des Saar-Pfalz- Gymnasiums Homburg haben damit dem, was freiwillige Arbeit in der Schule leisten kann, ein eindrucksvolles Denkmal gesetzt.
Ich hatte Zeit und Gelegenheit, das Buch von vorne bis hinten zu studieren, und über der Bandbreite der Wanderungsbewegungen auf unserer Erde – von den Sauriern bis zur Weltraumfahrt – fiel mir eine Weiterung dazu ein, was die Betrachtung des Menschenlebens betrifft: Wir gedenken heute am ersten Geburtstag nach seinem Tod des ganzen vollendeten Lebens unseres Freundes und Vorbildes Alex Deutsch. Und dabei fiel mir die Letzte Strophe des „Abendliedes“ von Gerhard Tersteegen, dem protestantischen Theologen aus dem 17./18. Jahrhundert ein:
Ein Tag, der sagt dem andern,
mein Leben sei ein Wandern
zur großen Ewigkeit.
O Ewigkeit, so schöne,
mein Herz an dich gewöhne
mein Heim ist nicht von dieser Zeit.
Ewigkeit meint ja nicht eine unendlich lange Zeitspanne, sondern die Erfüllung der Zeit, den erfüllten Augenblick, die Zeit der Erfüllung, wie sie mit dem Begriff „Reise Gottes“ oder dem Erscheinen des Messias dargestellt ist. So darf ich nach dem Heimgang von Alex Deutsch zitieren, was er mir einmal sagte: „Ihr Christen glaubt, der Messias sei schon gekommen. Wir Juden warten noch auf ihn. Ich glaube, dass er mich mit meinem letzten Atemzug erlösen wird.“
So ist Alex Deutschs Lebenswanderung durch fast ein Jahrhundert vollendet, und er ist heimgekehrt.